Mainz, 08.05.2025 – Die zunehmende Digitalisierung bietet innovative Möglichkeiten, die Gesundheitsversorgung der Menschen weiterhin auf hohem Niveau sicherzustellen. Insbesondere im Bereich der Pflege eröff-net die digitale Transformation neue Möglichkeiten, Arbeitsprozesse be-quemer und schlanker zu gestalten und Fachkräfte zu entlasten.
Im Rahmen des Fachtags „Digitalisierung in der Pflege“ am 08. Mai 2025 im Gutenberg Digital Hub in Mainz, organisiert von der Landespflegekammer und der rheinland-pfälzischen Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK), drehte sich alles um die Frage, wie „smarte Pflege 4.0“ in Zukunft idealerweise aussehen kann. Die Eröffnung der Veranstaltung mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfolgte durch Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz, und Silke Präfke, Mitglied im Vorstand der Landespflegekammer.
Dörte Schall, Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz, hob in ihrem Grußwort hervor: „Die Digitalisierung führt auch in der Pflege zu tiefgreifenden Veränderungen, die bereits begonnen haben und in den nächsten Jahren weiter an Dynamik gewinnen werden. Das Land unterstützt diesen Wandel mit verschiedenen Projekten wie beispielsweise der digitalen Bildungsoffensive (DiBio), um die digitalen Qualifikationen zukünftiger Pflegefachkräfte zu verbessern. Ein weiteres Beispiel für das Engagement des Landes ist die Schulung der eh-renamtlichen ePA-Coaches, die ältere Menschen im Umgang mit der elektronischen Patientenakte unterstützen. Der Maßstab für den Erfolg ist für mich dabei, dass die Digitalisierung des Pflegesektors die zwischenmenschlichen Beziehungen stärkt und die Chancen pflegebedürftiger oder kranker Menschen auf Teilhabe und Selbstbestimmung erweitert.”
TK-Landesvertretungsleiter Jörn Simon sieht in digitalen Angeboten, wie etwa der elektronischen Pflegedokumentation, Telemonitoring oder einer automatisierten Medikamentenverwaltung enorme Chancen für die pflegerische Versorgung insbesondere angesichts der demografischen Entwicklung und des zunehmenden Fachkräftemangels: „Nach Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit werden bis zum Jahr 2035 allein in Rheinland-Pfalz bis zu 32.000 Vollzeitstellen in der Pflege zu besetzen sein. Daher muss der Fokus künftig stärker daraufgelegt werden, durch eine fort-schreitende Digitalisierung des Pflegeberufs, die Attraktivität der Tätigkeit zu steigern und so nicht nur mehr Menschen für den Beruf zu begeistern, sondern auch jene, die bereits in dieser Profession tätig sind, so lange wie möglich in diesem Arbeitsfeld zu halten.
Im Zuge der Veranstaltung wurde außerdem ausführlich beleuchtet, wie Digitalisierung die Versorgungspraxis in der Langzeitpflege unterstützen kann. Thomas Heine, Leiter des Bereichs Innovationsinfrastrukturen am Landeskompetenzzentrum Pflege & Digitalisierung Baden-Württemberg stellte in einem Impulsvortrag verschiedene Ansätze zu diesem Thema vor. Darüber hinaus präsentierten Pflegeexperten innovative Lösungen und Best-Practice Beispiele, die den Pflegealltag verbessern und die Arbeitsbelastung für Pflegekräfte reduzieren können.
Ein Schwerpunkt lag auf der Telekooperation in der Pflege, einem vielversprechenden Ansatz gegen den Fachkräftemangel. Hannah Schwarz, Projektleitung Telepflege im Altenwohn- und Pflegeheim St. Irminen in Trier, erläuterte, wie Pflegehilfskräfte bei Bedarf schnell die Expertise von examinierten Pflegefachpersonen per Videozu-schaltung hinzuziehen können. Ähnlich wie in der Telemedizin bietet dieses Modell neue Wege, um die Pflege effizienter zu gestalten, die Kommunikation zu erleichtern und letztendlich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und Patienten zu erhöhen.
Lara Lange, examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin bei der MPD – Mobile Pflege Donnersberg, berichtete von der Umstellung zur papierlosen Pflegedokumen-tation. Diese Veränderung erfordere Kreativität und Geduld, bringt jedoch langfristig Effizienz und Entlastung.
Das INSPIRE Living Lab der Universitätsmedizin Mannheim wurde von Dr. Hannah Krause als weiteres Best Practice-Projekt vorgestellt. Hier werden digitale Gesundheitsanwendungen unter realen Bedingungen im Klinikalltag getestet. Das Living Lab spielt eine zentrale Rolle bei der weiteren Digitalisierung des Krankenhauses, indem neue Technologien auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden – beispielsweise eine App, die das Aufgabenmanagement in der Pflege digitalisiert und die Kommunika-tion zwischen Patienten und Pflegenden unterstützt.
Silke Präfke, Mitglied im Kammervorstand, betonte die Chancen der Digitalisierung, mahnte aber gleichzeitig, dass die Nutzerfreundlichkeit der digitalen Tools, Einbin-dung und Fortbildung der Beschäftigten für den Erfolg der Digitalisierung entschei-dend sind: „Digitale Tools können Pflegeprozesse effizienter gestalten und den beruflich Pflegenden mehr Zeit für die direkte Patientenversorgung geben. Wichtig ist, dass diese Tools an den Bedürfnissen der Beschäftigten ausgerichtet werden und sie entsprechend geschult werden.” Im Vordergrund müsse die Nutzerfreundlichkeit stehen und “nur wenn die Mitarbeitenden in den Prozess einbezogen werden, wird die Digitalisierung auch zu einem Erfolg”, so Präfke.